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Meine Erziehung war eindeutig weiblich geprägt, also von starken Frauen, was ich aber nie als Nachteil empfunden habe. Ich kam auch nie in meinem Leben auf den Gedanken, die Frauen als das „schwache Geschlecht“ zu bezeichnen.

Als ich geboren wurde, war meine Mutter, Helene Wilke, erst 17 Jahre alt und ledig. Ein Skandal zur damaligen Zeit! Und noch dazu in einer Kleinstadt wie Neubrandenburg, wo sich nichts verheimlichen ließ! Meine Mutter war „in Stellung“, wie man damals sagte, in einträglicher sogar, bei einem Fleischermeister, der sie mit Wurst- und Fleischpaketen versorgte.

Mein Vater war der Schuhmachermeister Helmut Pieper, ein gut gestellter Handwerksmeister, der feine Maßstiefel anfertigen konnte. Er wollte meine Mutter unbedingt heiraten, aber sie hatte sich was anderes vorgestellt und ihm immer wieder einen Korb gegeben. Irgendwie hat er sie dann rumgekriegt, vielleicht war auch Gewalt im Spiel? Jedenfalls muss er wohl gedacht haben, dass sie einverstanden sein wird, wenn sie schwanger ist. Typisch Mann! Da hatte er sich aber gewaltig geirrt, das Gegenteil war der Fall. Meine Mutter war nun noch entschiedener gegen ihn, und sie hatte keine Zweifel, dass sie ihr Kind auch allein großziehen könnte. Ihre Großmutter unterstützte sie in diesem Gedanken, ihre Mutter, also meine Großmutter, war früh gestorben.

So kam ich am 1. Juli 1920 als uneheliches Kind in der Ringstraße 10 in Neubrandenburg auf die Welt. Meine Mutter und meine Urgroßmutter überschütteten mich mit ihrer Liebe, ich war der „söte Bengel“, der süße Bengel, dem fast jeder Wunsch erfüllt wurde, wenn es sich irgendwie einrichten ließ.